Das Ohr unter Wasser – Kurz erklärt
Was passiert eigentlich genau mit unserem Ohr unter Wasser? Was passiert genau wenn sich der Druck erhöht? In diesem Beitrag wird kurz und verständlich erklärt, was genau in unserem Ohr passiert wenn wir Tauchen gehen.
Das Ohr eines Menschen kann grob in drei Teile unterteilt werden. Das äussere Ohr, das Mittelohr und das Innenohr.
Das äussere Ohr ist nicht nur der sichtbare Teil des Ohres, sondern alles bis zum Trommelfell. Nach dem Trommelfell sind wir im Mittelohr, welches gefüllt ist mit Luft und eine Verbindung zum Nasen-Rachen-Raum hat durch eine sogenannte Ohrtube. Diese Verbindung ist unter normalen Umständen jedoch geschlossen, damit das Mittelohr nicht eine Infektion erleidet und auch um sicherzustellen dass unsere Hörfähigkeit nicht durch Atemgeräusche beeinträchtigt wird.
Schliesslich gibt es auch noch das Innenohr, welches die beiden Sinnesorgane beherbergt und für unser Hörvermögen zuständig ist. In einem weiteren Blogbeitrag werde ich genauer erklären, wie unser Hörvermögen funktioniert und wieso es eben Unterwasser nicht so gut funktioniert.
Während eines Tauchganges, gehen wir immer tiefer ins Wasser und wie wir alle wissen, erhöht sich dadurch der Druck auf unseren Körper. Das Mittelohr ist dabei der einzige Hohlraum in unserem Kopf, der keine ständige Öffnung zu unserem Nasen-Rachen-Raum hat. Da sich der Druck auf das Trommelfell mit zunehmender Tiefe erhöht, wird ein manueller Ausgleich nötig um Schmerzen auf dem Trommelfell zu verhindern und den Holhraum im Mittelohr auf die neuen Druckverhältnisse anzupassen. Und wie machen wir das? Natürlich mit dem klassischen Druckausgleich, welcher die Ohrtube kurzzeitig öffnet und somit den Druck im Mittelohr wieder ausgleicht.
Die meisten Probleme haben Taucher generell mit dem Ohr, weshalb es sich definitiv lohnt dieses besser zu verstehen, man nennt es ja nicht umsonst auch das „Taucherohr„. Anbei möchte ich auf einige typische Probleme eingehen die beim Tauchen vorkommen. Generell gilt die Devise „weniger ist mehr“ beim Umgang mit dem Ohr und es lohnt sich einen Blick auf einen anderen Beitrag im Blog, welcher Ohrentropfen und den korrekten Umgang mit dem Ohr beim Tauchen erklärt und auf die Liste mit Ohrentropfen.
Ein häufiges Taucherleiden ist die Aussenohrentzündung, auch otitis externa genannt. Dies ist eine Entzündung welche durch ständige Feuchtigkeit, Zugluft, Wind oder übertriebener Hygiene beim Ohr gefördert wird. Kleine Mikrotraumen im Aussenohr und der fehlende Schutzfilm durch Ohrschmalz bilden eine tolle Grundlage für Bakterien und Pilze, welche sich im Gehörgang bilden. Zu Beginn juckt es meist nur ein bisschen, wird dann aber bald von einem zunehmenden Schmerz abgelöst. Der Gehörgang entzündet sich, schwellt anschliessend an und es bildet sich ein Sekret. Als Therapie soll man das Ohr unbedingt trocken halten, womöglich verschwindet die Aussenohrentzündung nach einigen Tagen. Auf jeden Fall darf sicher nicht getaucht werden. Falls es nicht besser wird, unbedingt zum Arzt oder in die Apotheke gehen, da die Entzündung sonst durch das Trommelfell in das Mittelohr einbrechen kann.
Das Mittelohr wird generell stark belastet beim Tauchen, da dies der mit luftgefüllte Hohlraum ist welcher wir mit dem Druckausgleich anpassen. Bei Problemen mit dem Mittelohr wie z.B. einer Mittelohrentzündung bringen Ohrentropfen nichts mehr, da sich dieses hinter dem Trommelfell befindet und mit Ohrentropfen nicht erreicht werden kann. Die meisten Druckausgleichprobleme beim Tauchen finden im Mittelohr statt, falls aus einem Grund der Druckausgleich nicht funktioniert. Hier kann es auch zu einem Mittelohrbarotrauma kommen. Viele Taucher haben manchmal ein „Schmatzen“ oder ähnliches im Ohr, welches sie beim Druckausgleich hören. Falls der Druckausgleich nicht gelingt oder wird nicht gemacht, ensteht eine Differenz zwischen dem Druck in der Umgebung und jener im Mittelohr. Das Problem ist, dass sich das Trommelfell beim Abtauchen nach innen wölbt und beim Auftauchen nach aussen. Unser Körper versucht den Druckunterschied dann selber anzupassen. Falls dies nicht gelingt, kann unter Umständen das Trommelfell zerreissen. Beim Auftauchen entweicht die die sich ausdehnende Luft generell von selber. Zu Beginn macht sich ein Mittelohrbarotrauma durch ein Druckgefühlt spürbar und später werden die Schmerzen stärker. Ist der Druckunterschied zu gross, kann sogar das Trommelfell reissen. Dabei kann natürlich auch Wasser in das Mittelohr eindringen. Dies kann sehr gefährlich werden, da das eindringende Wasser zu Schwindel, Orienterungsverlust und Panikaufstiegen führen kann.
Nicht zuletzt kann es auch beim Innenohr zu Tauchkrankheiten kommen. Das Innenohr ist zuständig fürs Hören und den Gleichgewichtsinn. Innenohrverletzungen sind jedoch weniger häufig als beim Aussen- oder Mittelohr. Die Folgen eines Innenohrbarotraumas sind jedoch schlimmer, so kann es schlimmstenfalls zu Taubheit oder bleibenden Gleichgewichtsstörungen führen. Das Innenohrbarotrauma wird durch Druckdifferenzen im Mittelohr herbeigeführt, da das Innenohr ja mit dem Mittelohr verbunden ist. Ein zu fester und forcierter Druckausgleich kann zu einem Innenohrbarotrauma führen, also vorsicht! Generell sind die Symptome bei einem Innenohrbarotrauma sehr ähnlich wie bei einem Mittelohrbarotrauma, jedoch oftmals noch stärker. Es gilt unbedingt einen Arzt aufzusuchen.
Im Innenohr kann es auch zu einer Innenohrdekompressionserkrankung kommen, welche häufig übersehen wird. Dies ist eine ernste Erkrankung mit Beteiligung des Nervensystems. Es ist jedoch oft schwierig zu merken dass man eine hat, da die Symptome ähnlich sind wie diese beim Innenohrbarotraumas jedoch zusätzlich auch generelle Symptome wie Juckungen, Gelenkschmerzen etc. auftreten können. Bei einer Innenohrdekompressionserkrankung sollte man so schnell wie möglich in eine Deko-Kammer! Mehr Info zur Innenohrdekompressionserkrankung findest du in diesem Beitrag.
Falls man generell oft Schwindel empfindet beim Tauchen sollte man einen Arzt aufsuchen, dies kommt vor wenn sich der Druck im Mittel- und Innenohr unterscheiden und kommt häufiger beim Auftauchen vor. Das Problem ist, dass das Gehirn unterschiedliche Signale von links und rechts erhält und dies wiederum löst Schwindel oder auch Übelkeit hervor. Dies ist weniger gefährlich als die anderen beschriebenen Krankheiten, sollte jedoch auch entsprechend abgeklärt werden.
Ich hoffe du hast etwas über das Ohr unter Wasser gelernt, falls du noch mehr übers Thema wissen willst, haben wir hier erklärt wie der Schall unter Wasser funktioniert.