Lungenautomat: Immer diese Fachbegriffe

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Der Hauptautomat (© Beuchat)

 

Der Atemregler oder auch Lungenautomat ermöglicht das Atmen eines unter Druck stehenden Atemgases, auch unter Wasser.
Der Atemregler oder Lungenautomat reduziert die unter Hochdruck stehende Luft aus deinem Tauchgerät (Pressluftflasche) und passt es an den Druck an, den der Taucher zum Atmen brauchst. DerAtemregler liefert nur Luft, wenn man einatmet („atemabhängig“) und leitet die Luft, die man ausatmest, ins Wasser ab. Ausserdem leitet er Luft in das Tarierjacket, in die Instrumente sowie in den Trockentauchanzug.
Andere Namen für den Atemregler: Atemautomat, Lungenautomat, Regulator, atemabhängiges Ventil, offener Kreislauf-Atemregler, erste Stufe, zweite Stufe, Mundstück, Aqualung.
Viele Fachausdrücke rund um den Lungenautomaten machen es uns beim Kauf sehr schwer, wirklich zu verstehen, was gemeint ist. Viele Fachbegriffe werden fälschlicherweise auch synonym verwendet oder aber schlichtweg mangels besserem Wissen verwechselt. Dies übrigens häufig auch von „Profis“ und sehr erfahrenen Tauchern.

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Wahlweise DIN oder INT
1. Stufe (© Beuchat)


1. Stufe
Die erste Stufe ist mit dem Ventil der Tauchflasche verbunden und reduziert den Hochdruck auf einen Mitteldruck von etwa 9Bar über dem Umgebungsdruck.

2. Stufe
Die zweite Stufe passt den Mitteldruck an den Umgebungsdruck an. Hierzu wird beim Einatmen der Druck in der Zweiten Stufe reduziert, was wiederum die Membran im Regler nach innen zieht. Dadurch wird der Hebel bewegt und das Ventil geöffnet, sodass Luft aus der ersten Stufe zur zweiten Stufe strömt.

Hauptautomat
2. Stufe, aus der der Taucher selbst atmet.

Alternative Luftversorgung
Die alternative Luftversorgung wird auch als 2. erste Stufe bezeichnet oder trivial als Octopus.
Zur Vermeidung einer „Ohne Luft Situation“ dient sie bei Problemen unter Wasser dem Taucher oder Tauchpartner zur Versorgung mit Atemluft.

Membrangesteuert
Membrangesteuerte erste Stufen haben den grossen Vorteil, dass die sich bewegenden, dynamischen Teile des Lungenautomaten nicht mit Wasser in Berührung kommen. Wasser dringt nur bis zur flexiblen Membrane ein.
Eine Feder öffnet in Verbindung mit dem Wasserdruck das Ventil. Der Flaschendruck schließt das Ventil, sobald der Druck in der Ersten Stufe dem Mitteldruck plus dem Wasserdruck gleicht. Eine membrangesteuerte Erste Stufe hat mehr Teile als eine kolbengesteuerte.
Durch diesen Mechanismus, der Wasser und Schmutz nicht zu den beweglichen Teilen vordringen läßt, wird eine höhere Leistung über einen längeren Zeitraum gewährleistet.

Kolbengesteuert
Kolbengesteuerte erste Stufen wurden bereits 1963 (unbalanciert) und dann 1965 (balanciert) eingeführt.
Kennzeichen kolbengesteuerter Erster Stufen ist ihre leicht zugängliche, einfache Bauart mit wenig beweglichen Teilen.
Der Wasserdruck, der mit dem Kolben in direktem Kontakt steht, wirkt mit dem Druck der Feder zusammen und öffnet so das Ventil. Der Flaschendruck bewegt den Kolben und schließt das Ventil, sobald der Druck in der Ersten Stufe dem Mitteldruck plus Wasserdruck angeglichen ist. Bei der kolbengesteuerten Ersten Stufe können sich Schmutz, Salzkristalle und Mineralablagerungen ansammeln und sich auf dessen Leistung auswirken.

Downstream
Das Downstream Ventil, ist ein in Strömungsrichtung (Druckrichtung) des Gases sich öffnendes Ventil.

Upstream
Das Upstream ist ein sich gegen die Strömungsrichtung des Gases öffnendes Ventil.

Kompensiert / Unkompensiert
Ein Lungenautomat ist dann kompensiert, wenn der durch Atmung aus der Pressluftflasche sich verringernde Flaschendruck durch den Lungenautomat ausgeglichen, eben „kompensiert“ wird.
Die Kraft zum Öffnen des Ventils ist kompensiert und dadurch unabhängig vom Flaschendruck. Eine kompensierte erste Stufe hat unabhängig vom Flaschendruck immer den gleichen Atemkomfort.

Balanciert / Unbalanciert
Ein Lungenautomat ist dann balanciert, wenn der durch zunehmende Tiefe ansteigende Umgebungsdruck durch den Lungenautomat ausgeglichen, eben „balanciert“ wird.
Die Kraft zum Öffnen des Ventils ist unabhängig vom Umgebungsdruck, eben balanciert und eine balancierte erste Stufe hat unabhängig vom Umgebungsdruck immer den gleichen Atemkomfort.

Fail Safe
Ausfallsicher oder Fail Safe bezeichnet jede Eigenschaft eines Systems, die im Fall eines Fehlers zu möglichst geringem Schaden führt.
Ein Lungenautomat, der Fail Safe ist, liefert auch im Vereisungsfall oder bei geplatztem O-Ring weiter Luft, wenn auch zu viel. Downstream Lungenautomaten können Fail Safe sein, Upstream Lungenautomaten können nie Fail Safe sein.

Mitteldruck
Der Mitteldruck ist der Druck, der zwischen den beiden Stufen herrscht. Der Flaschendruck wird in der 1. Stufe auf den Mitteldruck reduziert, und die 2. Stufe reduziert dann den Mitteldruck auf den Atemdruck.
Je nach Modell und Hersteller ist der Mitteldruck bei 9 bis 11 Bar eingestellt

Venturi Effekt / Injektoreffekt (Ejektor)
Ein aus einer Düse ausstöhmendes Medium reisst aus der Umgebung das dort vorhandene Medium mit und erzeugt so einen Unterdruck. Die Wasserstrahlpumpe basiert auf diesem Effekt.
Beim Atemregler wird dieser Effekt in der 2. Stufe ausgenutzt, um die Atemarbeit zu vermindern.
Da der Injektoreffekt abhängig ist von der Strömungsgeschwindigkeit und der Dichte des Strömungsmediums (Beim Tauchen die Pressluft), verstärkt sich dieser Effekt zur Atemarbeitserleichterung in der Tiefe.
Beim Mares DFC-System wird der Injektoreffekt auch bei der 1. Stufe ausgenutzt und durch den relativen Unterdruck an der Düse wird die Luft unter der Membran durch die Bohrung abgesaugt, wodurch der Mitteldruck beim Einatmen weniger abfällt.

Wirbelinjektor
Die Pressluft wird durch ein Bypassröhrchen der 2. Stufe so vor die Luftkammer eingeblasen, dass ein Wirbel entsteht. Im Zentrum des Wirbels entsteht ein Unterdruck, der den durch Saugen erzeugte Unterdruck verstärkt. Dadurch braucht es eine geringere Einatemarbeit durch den Taucher.
Dieser Wirbelinjektor wird vor allem bei der Firma Mares eingesetzt. Zu erkennen ist er an einem Bypassröhrchen.

DIN / INT
DIN oder INT bezeichnet die beiden verbreitetsten Anschlussmöglichkeiten eines Lungenautomaten an die Pressluftflasche.
Hierbei wird beim DIN- Anschluss der Lungenautomat in das Ventil an der Pressluftflasche eingeschraubt wohingegen beim INT-Anschluss (Korrekt wäre „Yoke“, „A-clamp“ oder „Bügelanschluss“) mittels eines Bügels der Lungenautomat am Ventil der Pressluftflasche festgemacht wird. Beim DIN – Anschluss befindet sich der Dichtungs-O-Ring im Lungenautomatenteil und beim INT – Anschluss befindet sich eben dieser O-Ring auf der Flaschenseite und der Lungenautomatenteil ist Dichtungsfrei.

Abkürzungen und ihre Bedeutung

VIVA
Venturi Initiated Vacuum (Venturieffektausgelöste Unterdruckunterstützung)
Anwendung des Injektoreffekts in der zweiten Stufe.

VAD
Vortex Assisted Design (Wirbelunterstützte Ausführung)
Anwendung des Injektoreffekts in der zweiten Stufe.

DFC
Dynamic Flow Control (Dynamische Strömungsregelung)
Anwendung des Injektoreffekts in der ersten Stufe.

CBS
Constant Bleed System (Dauerndes Abblassystem)
Belüftung der Wasserkammer der ersten Stufe aus dem Mitteldruck

CWK
Cold Water Kit (Kaltwasserausrüstung)
Zusatzteil, um den Atemregler kaltwassertauglicher zu machen.

DIN
Deutsche Industrie Norm
Eine DIN-Norm ist ein unter Leitung eines Arbeitsausschusses im DIN Deutsches Institut für Normung erarbeiteter freiwilliger Standard, in dem materielle und immaterielle Gegenstände vereinheitlicht sind.
DIN-Normen entstehen auf Anregung und durch die Initiative interessierter Kreise, wobei Übereinstimmung unter allen Beteiligten hergestellt wird.

INT
Herkunft des Ausdrucks unklar; vermutlich von International
Der INT-Anschluss ist ein nach ISO 12209-3 genormter Druckluftflaschen-Anschluss, der im Tauchsport verwendet wird. Im Englischen wird er als Yoke oder A-clamp bezeichnet.